Mein Großvater

Da anlässlich der 100 Jahr-Feier von NÖ auch meines Großvaters Johann Steinböck gedacht und eine Ausstellung über ihn als Landeshauptmann von Niederösterreich im Museum der Stadt Horn am 26.6.2022 eröffnet wird, bin ich schon seit einiger Zeit in Kontakt mit den zuständigen Historikern und Museumsbeauftragten. Immer mehr bin ich dabei in die Vergangenheit eingetaucht, habe alte Fotos und Schriften durchstöbert, mit Verwandten gesprochen und vieles, was ich nur vom Hörensagen wusste, wurde mir dabei bestätigt.

In mir sind unzählige Geschichten, die in der Familie über meinen Großvater, den ich ja selbst nicht einmal kennenlernen durfte, da er ein Jahr vor meiner Geburt gestorben ist, erzählt wurden. Kurze Anekdoten, lange Geschichten, viele Sprüche - meist sehr markig, aber treffend -  haben sich so in meinem Gedächtnis eingebrannt, als hätte ich es selbst erlebt. Ich weiß noch, dass ich als kleines Kind immer steif und fest behauptete, dass ich den Opapa auch gekannt hatte. Er war so leibhaftig vor mir! Und er war ja auch eine eindrucksvolle Persönlichkeit.

Wer kann sich heute vorstellen, dass ein Mann, der "nur" die einklassige Volksschule 8 Jahre besucht hat, solch eine Karriere hinlegt.  Dass mein Großvater gegen den Willen seines Vaters die landwirtschaftliche Winterschule in Tulln besuchte, zeugt von seinem Wissendrang. Für ihn als Politiker war dann auch die Schulbildung der bäuerlichen Jugend ein großes Anliegen.

Mein Vater hat ihm nachgeeifert, war auch immer politisch aktiv, hatte viele verschiedene Funktionen, wurde Bundesrat, später Landtagsabgeordneter, war auch Bürgermeister und immer für alle da. Wir als Kinder vermissten ihn, denn er hatte immer zu tun - ob als Politiker oder als Bauer. Seine Tage dauerten von 5 Uhr früh bis spät in die Nacht. Meine Mami musste vieles alleine erledigen. Als ich zu studieren begann, fuhr ich meist mit meinem Vater nach Wien und in der Zeit hatten wir eine Stunde zum Reden. Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich ihn bei diesen Autofahrten erst richtig kennengelernt hatte.

Ähnlich ging es meinem Vater mit seinem.  Als er klein war in den 1930-Jahren, war Opapa schon als Landesrat in Wien und kam oft nur am Wochenende nach Hause. Meine Großmutter führte die Landwirtschaft, es gab einige Mägde und Knechte, auch der Bruder meiner Großmutter war als Pferdeknecht am Hof und betreute die Noriker-Hengste, da unser Hof auch als Deckstation für Noriker-Stuten diente.

Ein absolut schrecklicher Spruch aus jener Zeit lautete: "Is Weibersterbm is ka Verderbm, is Roßvarecka kau in Bauern schrecka." Der tragische Hintergrund war aber auch die Not die viele Bauern litten.

Als 1938 die Nazis an die Macht kamen, wurde mein Großvater verhaftet. Nach drei Tagen kam er nach Hause und wurde unter Hausarrest gestellt. Er soll dem KZ (wo ja Figl, Reither, etc. interniert wurden) entgangen sein, weil er in der Zeit als Landesrat die Straße nach Messern bauen ließ und für die Bezahlung der Arbeiter mit seinem ganzen Hof gutgestanden war, bis doch das Land NÖ das Geld aufbringen konnte. Einer der SS-ler soll ein Nutznießer dieser Tat gewesen sein und hat sich für meinen Großvater eingesetzt, dass er nicht ins KZ kam. Mein Vater schilderte immer, dass niemand mit der Familie reden sollte. Alle Familienangehörigen wurden anfangs wie Aussätzige behandelt. Oft wurde mein Vater als "obauder Laundrod" (abgesetzter Landesrat) in der Schule gehänselt, was ihn so wütend machte.



Brunhilde und Rosalinde

Brunhilde lebt schon lange bei uns, es sind wahrscheinlich schon 7 Jahre. Sie ist eine wunderschöne schwarze Henne, die in unserer Hühnerschar im Apfelgarten den Ton angibt. Der Hahn Pepi geht ihr da auch schon einmal aus dem Weg, denn er weiß genau, dass sie auch ganz schön rabiat werden kann. Sie legt zwar keine Eier mehr, die wir früher sehr genau von den anderen unterscheiden konnten, weil sie ganz dunkelbraun gefärbt waren, aber sie darf gerne weiterleben bei uns. Was heißt, wir lassen sie nicht nur weiterleben - sie würde uns fehlen! Brunhilde gehört zu uns. Von Rosalinde mussten wir uns schon verabschieden, denn der Tierarzt konnte nur einen inoperablen Tumor feststellen. Schweren Herzens ließen wir sie einschläfern, damit sie nicht leiden musste.

Doch gibt es von beiden Hennen Geschichten, die wir immer wieder gerne erzählen.

Brunhilde lebte früher noch im Gästehaus mit Rosalinde und einigen anderen Hennen und Hubert. Eines Tages war Brunhilde verschwunden. Wir waren zuerst nicht überrascht, denn sie liebte es auszubüxen und in der Kellergasse spazieren zu gehen. Doch alles Suchen nützte nichts, Brunhilde blieb verschwunden. Drei Tage später sah meine Tochter die Henne mitten in der Hühnerschar, wie sie nach Körnern pickte. Die Freude war groß, doch eine Stunde danach war wiederum keine Spur mehr von Brunhilde.

Erst Wochen später, als ich gerade meinen Gästen Frühstück servierte, sagte ein Gastkind: "Die Kücken sind aber sehr lieb." Erstaunt fragte ich das Mädchen: "Welche Kücken?" Sie wären ja eh draußen im Hof bei der Weinrebe. Und tatsächlich spazierte unsere Brunhilde mit einer beträchtlichen Kinderschar durch den Hof. Sie hatte sich die ganze Zeit unter der Weinrebe zwischen 2 großen Lavendelbüschen in einem wunderschön gebauten Nest versteckt, das vollkommen uneinsichtig war. Perfekt um zu brüten! In dieser Zeit war Brunhilde eine äußerst angriffslustige Henne. Kaum näherte man sich den Kleinen, schon plusterte sie sich auf, lief auf einen zu und man wusste an ihrem Gehabe, dass sie auch ihren Schnabel einsetzen würde, falls es notwendig wäre. Noch immer haben wir Legehennen, die ihre Babys waren. Die Hähne durften natürlich auch groß werden. Wir waren froh, dass einige als Hahn im Korb unter vielen Hennen einen Platz fanden.

Da im Gästehaus auch immer wieder Familien mit Kindern wohnen, war es für meine Kinder, als sie noch klein waren, toll, immer neue Spielkameraden zu haben. Zwei Mädchen waren einmal bei uns, die unsere Hennen sehr liebten. Zum Abschied wollten sie, dass noch Fotos von ihnen mit meinen Kindern gemacht werden, während alle eine Henne in ihren Armen hielten. Sie waren so süß! Ich machte vier oder fünf Bilder, als plötzlich alle verwundert auf den Boden schauten und zu lachen anfingen. Rosalinde hatte seelenruhig in Ferdinands Händen gelegen und dabei ein Ei gelegt, das natürlich auf dem Boden zerbarst. Das Gelächter der Kinder war so mitreißend, dass wir uns alle kaum beruhigen konnten.

Brunhilde, 7 Jahre jung                                                                                        Brunhilde und Co im Apfelgarten, hinten unser mobiler Hühnerstall 

Frauenhofen, 4.5.2022

Itchy

Am 21. Februar bekam eine unserer Ziegen namens Ida Drillinge, zwei Mädchen (Ingrid und Ilvi) und einen Burschen, den wir Itchy nannten. Leider ließ Ida Itchy nicht trinken, sodass wir das kleine Zicklein mit nach Hause nehmen mussten. Gloria gab ihm alle zwei Stunden eine Flasche Milch. Einmal täglich durfte Itchy mit auf die Weide fahren, um in seiner Ziegenherde Zeit zu verbringen. Nach kurzer Zeit wurde Itchy immer kräftiger, abenteuerlustiger und auch lauter.

Nun hatten wir also neben Luna und Pablo, unseren Hunden, auch einen kleinen Ziegenbock beim Mittagessen unterm Tisch. Die drei verstanden sich gleich prächtig. Pablo, ein Chihuahua-Mix, hatte endlich einen nur um ein bisschen größeren Bruder. Drei Wochen später war es dann so weit, dass Itchy nur mehr zweimal gefüttert werden musste. So blieb er draußen bei den Ziegen und fand sich in der Herde schnell zurecht. Er war ja auch immer wieder dort gewesen.

Da Itchy ja auf seinen Namen hört, wurde er letztens kurzerhand von Gloria und René zu einem Ausflug an einen Teich mitgenommen. Er war der Star des Nachmittags und tollte die ganze Zeit mit Pablo herum.

Jetzt erleben wir jeden Tag ein lustiges Schauspiel, wie sich Itchy auf Gloria freut. Er meckert ungeduldig am Zaun, bis seine Ziehmama endlich mit dem Flascherl ins Gehege kommt.

Übrigens ist Itchy nicht das einzige Flaschenkind in diesem Frühling geblieben, auch zwei Jungschafe waren mit ihren Zwillingen überfordert. Alle Versuche scheiterten, die Jungmütter zu überzeugen, sich nicht nur um ein Lämmchen zu kümmern. Also mussten nun auch Alfonso und Albert mit der Flasche aufgezogen werden.

Frauenhofen, 9.4.2022


Biohof Steinböck Dipl.-Ing. Andrea Steinböck & Michael Freisinger, Frauenhofen 29, 3580 St.Bernhard-Frauenhofen, Telefon: 02982 / 4432